Mittwoch, 29. April 2015

Maria in der Laube - Symbolik


Das ist das Anfangsbild des Kapitels über die „Freuden Mariens“ 
im Stundenbuch von Papst Alexander VII., 
entstanden in Paris um 1440 
(heute in der Vatikanischen Bibliothek in Rom)

In einer zentralperspektivisch angelegten, gotischen Laube sitzt Maria mit ihrem Kind. Sie trägt einen Blauen Mantel, da nach Numeri 4,6 die Tücher, welche die heiligen Geräte in der Stiftshütte verhüllen, auch diese Farbe haben und blau im Alten Testament die Kultfarbe der göttlichen Offenbarung ist. Dem Kind wird von einem Engel eine Schüssel mit Früchten, wohl Kirschen, gereicht. Die Kirsche gilt, wie der Apfel, als sündhafte Paradiesfrucht. Wenn nun das Jesuskind eine Kirsche nimmt, so bedeutet dies, dass es die Sünden der Welt auf sich nimmt. Gegenüber der Früchteschale steht auf der Balustrade ein Blumentopf. Um welche Blumen es sich handelt, lässt sich nicht erkennen. So wären Maiglöckchen ein Attribut für Christus, den es als „salus mundi“ bezeichnet. Dementsprechend stehen die Blumen, wie die Geretteten, rechts von Maria mit Kind. Der Garten ist von einer Mauer umschlossen: ein „hortus conclusus“. Dies ist ein Mariensymbol und bezieht sich auf das „Hohelied“ 4,12 wo es heißt: „Ein verschlossener Garten ist meine Schwester Braut.“ Auch der Turm in der Mauer ist ein Symbol für Maria, welche in der Lauretanischen Litanei als „starker Turm Davids“ angerufen wird. Ob der Baum gegenüber von diesem Turm als ein Symbol oder nur als kompositorisches Gegengewicht gilt, kann nicht beurteilt werden. Sicher ist hingegen, dass die drei Bäume hinter der mittleren Mauer an die Dreieinigkeit erinnern sollen. A.E.

Titelbild DER FELS Mai 2014

Keine Kommentare: